Wozu soll ein zweites Sprechzimmer in meiner Praxis denn gut sein?

Einer meiner Klienten wollte endlich kürzer treten. Nach 26 Jahren als Allgemeinmediziner in einer sehr gut gehenden Stadtpraxis mit mehr als 1.000 Patienten pro Quartal und einer 60-Stunden-Woche wollte er weniger arbeiten. Gleichzeitig sollte aber das Umsatzniveau so weit wie möglich „verteidigt“ werden. Ziel war, bei geringerem Zeitaufwand eine annähernd stabile Zahl an Patienten zu behandeln. Mein Klient verfügt über eine großzügig geplante Ordination. Daher war meine Empfehlung, sich ein zweites Sprech- und Behandlungszimmer einzurichten. Er gewinnt durch den Wechsel zwischen den Räumen jene Zeit, die er ansonsten mit Zuwarten verbringt, bis der Patient angekleidet ist und seine sieben Sachen gepackt hat. Der Arzt vermeidet ungesteuerte Arzt- Patienten-Kontakte auf dem Gang oder im Wartezimmer und verbessert seine Patienten-Kommunikation, da sich sein Patient bereits eingerichtet hat. Wesentlich in dem Konzept der dualen Sprechzimmer ist die Aufbereitung des Patientenbesuchs durch die Assistentin: Sie erhebt im Vorfeld den Besuchsanlass, die Patientengeschichte und trägt dies in einer elektronischen Warteliste ein. Das schafft Planungssicherheit. So erfährt der Arzt über das Ordinationsnetzwerk, wer ihn als Nächstes im anderen Sprechzimmer erwartet, er kann sich gezielt auf den Patienten einstellen und verfügt über alle Infos, das Gespräch schnell und zielgerichtet zu eröffnen. Wenn der Arzt konsequent zwischen den beiden Sprechzimmern pendelt, gewährleistet ihm dies über den gesamten Tag hinweg einen gleichmäßigen und systematischen Praxisablauf. Sein Erscheinen im Anmeldebereich wäre nur Zeitverschwendung – die EDV-Nachricht auf dem Bildschirm vermeidet dies. Der Plan erfüllte sein Ziel. Der Arzt konnte durch sein zweites Sprechzimmer und die elektronische Warteliste seine Wochenarbeitszeit um mehr als zehn Stunden reduzieren – bei unverändertem Umsatz.